Filter
InhaltsverzeichnisWarum braucht man Filter?[Bearbeiten]Lautsprecherchassis sind nicht perfekt. Darum müssen jedem Chassis Filter vorgeschaltet werden, die ein unerwünschtes Verhalten korrigieren und das Zusammenspiel mit den anderen Chassis des Lautsprechers optimieren. Mit Filtern sollte man nur Nichtlinearitäten korrigieren, die nicht nur unter bestimmten Winkeln auftreten. Es gibt viele Resonanzen, die (z.B. auf Achse) zu extremen Überhöhungen führen, aber unter Winkeln (z.B. 30 Grad) eine Senke ausbilden, weil die Partialschwingungen sich unter diesem Winkel auslöschen. Gerade bei Chassis, die in ihrem oberen Übertragungsbereich offen betrieben werden, also bei Breitbändern, zeigen sich diese Probleme gnadenlos. (Und sie werden auch nicht durch den Schallanteil eines Hochtöners überdeckt.)
Beste Frequenzweichen eliminieren in erster Linie detailfressende, Klirr-erzeugende Unsauberkeiten und schützen Chassis vor Betriebszuständen, die zu hohen Verzerrungen führen. Dabei sind verschiedene Vorgehensweisen etabliert. Die erste Entwicklerfraktion schwört darauf, mit möglichst steiler Begrenzung den Übertragungsbereich auf den mittleren, optimal nutzbaren Übertragungsbereich der Chassis zu begrenzen. Die zweite Entwicklerfraktion schwört auf flache Filter (6 dB / Oktave), weil sich analog theoretisch nur damit zeitrichtige Lautsprecher bauen lassen. Die dritte Entwicklerfraktion verwendet mittelstarke Flankensteilheiten (12 - 18 dB / Oktave) im Sinne eines Kompromisses. Solche Abstimmungen sind die am häufigsten anzutreffenden. Sie sind einigermaßen belastbar, wenig aufwändig, vergleichsweise billig unter Berücksichtigung des Gesamtaufwands bei der Entwicklung und bei der Umsetzung innerhalb der Fertigung. |
Frequenzweiche der Myro Whisky |
Die Chassis verabschieden sich normalerweise knapp oberhalb und unterhalb der Trennfrequenz mit 18 dB/Oktave oder 12 dB/Okt. durch den Chassisverlauf plus z.B. Filter 1. Ordnung (6 dB/Okt.). Diese steilen Flanken sind bei analogen Lautsprechern wegen der starken Phasendrehung ein großes Problem in Bezug auf das Ziel des gleichphasigen, synchronen Einschwingens - der Bildung der Original-Schallform. Interferenzprobleme treten dabei in erster Linie durch nichtsymmetrische Chassisanordnung, in Bezug zur gemeinsam abgestrahlten Frequenz zu große Chassisabstände und durch die erwähnten Phasendrehungen auf. Weite Überlappungsbereiche mit linearem Flankenverlauf und minimalen Phasendrehungen sind, sofern man die symmetrische Anordnung und die ausreichend geringen Abstände einhält, hingegen relativ unproblematisch. Die Summenbildung funktioniert dann so gut, dass sich saubere Signalformen in der Summe ergeben. Findet man bezüglich der genannten Faktoren die richtige Mischung, so ist ein für die Wahrnehmung des Hörers im Abhörbereich gutes Abstahlverhalten erreichbar, und zwar ohne auf die richtige Wandlung der Schallsignale verzichten zu müssen.
Messtechnischer Nachweis: |
Extreme Flankensteilheiten haben bei der Ankopplung verschiedener spezialisierter Chassis ihre Probleme. Dabei findet ein abrupter Übergang vom Abstrahlverhalten des einen (z.B. Tiefmitteltöner) auf den anderen (z.B. Hochtonkalotte) statt. Das ergibt im Polardiagramm (Frequenzgangbetrachtung) ebenfalls deutliche Einbrüche. Dagegen hilft nur ein Diffusor für den Tiefmitteltöner oder eine bündelnde Schallführung für den Hochtöner, wobei dabei ebenfalls ein Ungleichgewicht zwischen Grundtonbereich und Mittelhochtonbereich entsteht. In der digitalen Anfangseuphorie wurden supersteile Filter angewendet, die aus diesem und anderen Gründen wieder zurückgenommen wurden.
Bei vertikaler Chassisanordnung ergibt sich für das vertikale Abstrahlverhalten ein weiterer Aspekt. Betrachten wir die Schallreproduktion der Einschwingvorgänge, so sind steilflankige Übergänge bei nichtsymmetrischer Chassisanordnung in der Regel sogar symmetrischen Anordnungen mit flacheren Übergängen unterlegen. Jede Anwendung verlangt ein auf die spezifischen Aufstellungsbedingungen ausgerichtetes Abstrahlverhalten. Digital und somit auch mit steilen Filtern lässt sich vieles korrigieren. Aber entspricht die Korrektur der Natur des Fehlers und kann sie außerhalb eines bestimmten Bezugspunktes ebenfalls stimmen?
Beispiel 1: |
Beispiel 2: |
Beispiel 3: |
Beispiel 4: |
Der analoge Allpass[Bearbeiten]Allpässe sorgen für Phasenverschiebungen, ohne die Amplitude zu ändern. Darum liegt die Vermutung nahe, dass man die akustischen Zentren der Chassis, mit Allpässen beschaltet, elektrisch korrigieren könnte, anstatt sie durch mechanischen Versatz in Übereinstimmung zu bringen. Doch dem ist nicht so. Ein Allpass kann nicht die gesamte Übertragungsbandbreite eines Chassis um eine bestimmte Zeit konstant verzögern. Ein Allpass verschiebt frequenzabhängig Energie. Er weist eine frequenzabhängige Gruppenlaufzeit auf, welche zur frequenzabhängigen Signalverzögerung verwendet werden kann. Da es diese Frequenzabhängigkeit gibt, wird man in der Praxis am realen Lautsprecher mit diesen Folgen konfrontiert. Man muss sich zwangsläufig mit der frequenzabhängigen Wirkweise auseinandersetzen. Die Digitaltechnik bietet hier erweiterte Möglichkeiten. In digitalen Frequenzweichen lassen sich Werte kurzzeitig zwischenspeichern und nach einer definierten Zeit wieder auslesen. Damit erreicht man den digitalen Gegenpart zur analogen Verzögerungsleitung ohne deren Nebenwirkungen. Duch den Einsatz digitaler Frequenzweichen lässt sich damit die Gehäusekonstruktion tatsächlich vereinfachen. |
Wären Aktivlautsprecher besser?[Bearbeiten]Lautsprecherchassis haben Serienstreuungen - und zwar sehr deutliche, leider auch bei den renommierten Herstellern. Eine sehr gute Signalantwort erhält man nur, wenn (trotz Selektion der Chassis) jeder Lautsprecher einzeln abgestimmt wird. Nicht selten muss man dabei das Schaltungslayout ändern. Bei passiven Lautsprechern kann man das problemlos tun. Bei aktiven Lautsprechern aber, wo entsprechende EU-Richtlinien (EMV) greifen, mit Prüfungen und Konformitätserklärungen, würden die Herstellungskosten und der Aufwand wegen des bürokratischen Aufwands explodieren. Eine so penible Arbeit, wie Myro sie macht, ist passiv leichter machbar. Und es so zu tun bestimmt aller Erfahrung nach viel mehr das klangliche Resultat. Richtig gut abgestimmte passive Filter, unter Berücksichtigung des Chassisverhaltens über dessen zeitlichen Verlauf, führen zu einer Gesamtlast für den Verstärker, die bezüglich Impedanz und elektrischer Phase (über dessen zeitlichen Verlauf) gutmütiger sein kann als ein einzelnes Chassis am Verstärkerausgang. Wenn man im Bass mit sogenannten Null-Ohm-Spulen operiert, verliert man auch kaum etwas an Dämpfung. Manch schlecht sitzende oder oxidierte Steckverbindung oder eine schlechte Lötstelle hat einen höheren Innenwiderstand. Die Endstufe kann man auch direkt an die Lautsprecher stellen, damit es keine langen Kabelwege gibt.
(Kupferfolien-Null-Ohm-Spule + Endstufe direkt an der Box = super Dämpfung)
Können digitale Filter alles besser?[Bearbeiten]Digitale Filter können zwar einige Probleme lösen, sind aber analogen Filtern nicht in allen Punkten überlegen. Mit ihnen kann man zum Beispiel die akustischen Zentren der Chassis korrigieren, ohne dass eine schräge Schallwand erforderlich wäre. Auch können steilflankige Filter ohne starke Phasendrehungen generiert werden. Damit wird die Auswahl geeigneter Chassis erleichtert. |
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