Apogee Scintilla Signature

Die Scintilla ist bzw. war der zweite sogenannte Bändchen-Lautsprecher (nach dem Apogee-Debut mit dem "Fullrange"), den Apogee herausgebracht hat. Das Paar wurde in den späteren 80er Jahren für den erstaunlich geringen Preis von 3.500,- USD angeboten. Es handelt sich hier um einen Magnetostaten, ausgeführt als Dreiwegesystem mit vier(!) ca. 12 mm schmalen Alu-Hochtonbändchen (zwei vorne und zwei gegenphasig arbeitende hinten) und einem ca. 45mm breiten Alu- Mitteltonbändchen in EINEM gemeinsamen Magnetspalt, beide Bändchen ohne Kapton-oder Mylarfolie zur Verstärkung, die Länge beträgt etwa 1350 mm. Aufgrund dieser Bauart sind diese Bändchen extrem niederohmig (insbesondere damals für die meisten Verstärker schwierig) und vor allem sehr leicht. Im Gegensatz zu fast allen späteren Mittel-Hochtönern sind dieses Bändchen "einzügig" ausgeführt, deswegen die Niederohmigkeit, aber gerade dadurch auch der hervorragende Klang, denn nur diese Bauform erlaubt es ohne die Kunststoffträgerfolie auszukommen. Der Tiefmitteltonbereich wurde/wird wie bei allen anderen Vollbereichs "Bändchen" Apogees mit einem folienverstärkten "Quasiribbon" wieder gegeben. Die Leiterbahnen sind mäanderförmig ausgeführt, hinter den Leiterbahnen befindet sich eine Lochplatte mit -hoffentlich (nicht immer der Fall) - in Beziehung zur Stromflussrichtung in den Leiterbahnen korrekt aufgeklebten Magnetreihen. Es gab zwei Mäanderzuschnitte: ca. 34 mm breite Leiterbahnen für die berühmte 1-Ohm Version und ca. 16,5mm schmale, für eine reine 4 Ohm und eine von 1 nach 4 Ohm umklemmbare Version. Eine ganz frühe Version hatte einen Übertrager zur Impedanzerhöhung, aber davon wurden nur ganz wenige gebaut. Insgesamt wurden zu "Lebzeiten" von Apogee nach Schätzungen etwa 450-500 Paare Scintillas in den USA hergestellt, davon sollen ca. 40 Paar nach Deutschland geliefert worden sein. Der extrem gute, hochaufgelöste und dabei immer äußerst musikalische Klang wird primär der 1 Ohm bzw. der in 1 Ohm betriebenen umschaltbaren Version nachgesagt. Der 1 Ohm Lastwiderstand stellt für alle diejenigen Endstufen ein Problem dar, die mittels höher interner Betriebsspannung (über +/-63 Volt DC) und relativ wenigen Ausgangstransistoren, z.B. 4...6 pro Seite) auf eher höhere Lastwiderstände (4...8Ohm) ausgelegt sind. Endverstärker mit geringeren internen Betriebspannungen (bis +/-56V DC) und mindestens 6 Ausgangstransistoren pro Kanal haben damit kein Problem. Ähnliches gilt für Röhrenendstufen, sofern die Ausgangsübertrager auf 2 oder besser 1Ohm geschaltet bzw. gelötet werden können, und mindestens 6, besser 8 Leistungsendpentoden pro Seite vorhanden sind. Speziell die Hochtonbändchen, aber auch das breite Mitteltonbändchen sind mechanisch SEHR empfindlich. Luftzug oder unvorsichtige Transportbewegungen überdehnen die Korrugierung dieser Bändchen sehr schnell, so dass diese Elemente dann ersetzt werden müssen. Bei der Tiefmitteltonfolie ist die Randeinspannung aus einem Tesa-Moll ähnlichen Schaumstoff das Problem, dieser zerbröselt aufgrund Weichmacherverlust innerhalb von ca. 15 Jahren. Dieser Schaumstoff ist nicht auswechselbar ohne dabei die Bass-Folie zu zerstören. Eine zersetzte Randeinspannung äußert sich in schnarrenden Begleitgeräuschen, die insbesondere von oberen bis mittleren Bässen (75/150Hz) angeregt werden und sehr störend wirken. Bei einem gebrauchten Exemplar mit Originalfolien bzw. Bändchen ist daher IMMER davon auszugehen, dass diese komplett ersetzt werden müssen. Dieses ist in Deutschland problemlos möglich, Fa. Bergwinkel Audio macht das in perfekter Qualität, mit den neuen, sehr genau gefertigten Originalfolien des neuen Herstellers. Kein billiges Vergnügen, aber dieser, eigentlich schon "Jahrhundert-Lautsprecher" spielt, wenn alles stimmt in Sachen Musikalität und Auflösung - aber nicht in Schalldruck-, so gut wie alles an die Wand was es derzeit aktuell neu zu kaufen gibt. Auf jeden Fall mischt dieser LS in der aktuellen 30-50T€ Liga mit. Viele Kenner der Szene sind der Meinung, dass dieser Lautsprecher - gerade in der 1Ohm Version- auch der insgesamt beste Apogee war, der je gebaut wurde. Gerade diese Version hat aber auch Apogee den Ruf der "Verstärkerzerstörer" eingebracht, obwohl nur dieses eine Modelle in der Palette diese sehr niedrige Impedanz hatte. Preise: Es gab Zeiten, da konnte man ein gebrauchtes und fast immer auch kaputtes Paar "Scinnies" für 500€/$ oder weniger bekommen, aber das ist jetzt vorbei. Selbst defekte Exemplare bringen derzeit 1500€/$ und mehr, für ein überholtes Paar sind 8 bis 10T€ und mehr anzulegen. Für eine Überholung sollten 5 bis 10T€ eingeplant werden, je nach Aufwand, der über einen reinen Folientausch hinausgeht, z.B. für eine Lackierung oder einen Neuaufbau der wegen der niedrigen Übergangsfrequenz zum Mitteltöner hin aufwändigen Frequenzweichen. Ein Selbstaustausch der Folien ist extrem schwierig und geht mit Sicherheit schief. Sogar den Experten gelingt diese Aktion nicht immer auf Anhieb.

Ab 2011 soll dieser Lautsprecher in Deutschland(!)als weitgehend originaler Nachbau hergestellt werden, Preis zwischen 20 und 25T€ pro Paar. Eine passende Stereo-Endstufe speziell für die alte und neue Scintilla wird auch angeboten, Preis um 9T€.

Ein paar Daten noch: Höhe: ca. 150cm, Breite unten 83cm, oben 74cm, Dicke: 9cm (ohne Fußplatte); Gewicht: verschiedene Angaben: 75 bzw. 90kg/Stck.; Trennfrequenzen: verschiedene Angaben: 500Hz/3kHz und 300Hz/900Hz, Steilheit 6dB pro Octave; Empfindlichkeit: 79dB/Wm; Übertragungsbereich +-3dB: 25Hz bis 20kHz

Anmerkung: Der Autor besitzt mehrere Apogees, darunter auch Scintillas und hat diese Zeilen nach bestem Wissen geschrieben. Für Ergänzungen und Kommentare ist er dankbar!