Lexikon Subjektivismus

Subjektivismus ist eine Bezeichnung für eine Einstellung, die man bei Audiophilen häufig antrifft. Diese Einstellung mißt dem subjektiven Höreindruck größere Bedeutung und Aussagekraft bei der Beurteilung von Geräten und Anlagen zu als objektiven, durch Messung gewonnenen Werten.

Es überrascht nicht daß eine solche Einstellung Widerspruch hervorruft. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen durchziehen die Hifi-Szene seit Jahrzehnten, ohne ein Anzeichen dafür daß die Diskussion an Schärfe abnehmen würde. Die Bezeichnungen für die Gegenseite der Subjektivisten wird mit verschiedenen Namen bezeichnet: Rationalisten oder Wissenschaftler sind verbreitete Beispiele. Nicht selten benutzen beide Seiten auch weitere, eher diskreditierend gemeinte Bezeichnungen. Dazu gehören die Bezeichnungen: Goldohr, Kabelklanghörer für die Subjektivisten - Holzohr, Techniker, Theoretiker für die Rationalisten.

Es gibt eine ganze Reihe von Behauptungen, die von subjektivistischer Seite immer wieder vorgebracht werden, die auf scharfen Widerspruch bei den Rationalisten stoßen. Eine unvollständige Liste ist:

  • Bauteile im Signalweg verschlechtern den Klang, daher muß die Anzahl der Bauteile minimiert und ihre Qualität maximiert werden.
  • Bauteile haben einen Eigenklang, einschließlich der Kabel. Das wird oft sogar von Bauteilen behauptet die nicht im Signalweg liegen, wie z.B. Siebelkos, oder sogar Netzkabel.
  • Gegenkopplung ist schlecht für den Klang und muß vermieden werden.
  • Frequenzen oberhalb von 20kHz haben einen klanglichen Einfluß
  • Bauelemente, auch Kabel, müssen "eingespielt" werden - analog zu einer neuen Maschine, die einlaufen muß.
  • Kabel haben eine bevorzugte Richtung, wenn sie falsch herum betrieben werden leidet der Klang
  • Bauteile und Kabel sind der Mikrofonie unterworfen, daher müssen sie schwingungsdämpfend verlegt und montiert werden (was zu Lösungen führt wie Spikes, Dämmung in Geräten, Kabelfüße, ...)
  • Analogtechnik klingt besser als Digitaltechnik, und Röhren klingen besser als Transistoren.
  • Musik ist viel zu komplex als daß man das Verhalten einer Anlage durch einfache Meßsignale (z.B. Sinus) ausreichend bestimmen könnte.
  • Das menschliche Gehör ist viel zu komplex als daß man es mit wissenschaftlichen Modellen genau genug beschreiben könnte.
  • Das menschliche Gehör ist jedem Meßgerät überlegen.
  • Blindtests sind ungeeignet, weil sie kleinste Unterschiede nicht auflösen können. Sie verursachen zu viel Streß beim Tester als daß sich seine Fähigkeiten entfalten könnten.
  • Nichtblinde Hörtests sind aussagefähig und empfindlicher, eine neutrale Einstellung vermeidet Voreingenommenheit und daraus entstehende eingebildete Unterschiede.
  • Von wissenschaftlicher Seite vorgebrachte Gegenargumente sind nichtig, da sie der Wahrnehmung widersprechen.

Das letzte Argument der Liste zeigt zugleich, warum die Diskussion nicht durch eine geeignete wissenschaftliche Untersuchung ein- für allemal entschieden werden kann. Das Ergebnis der Untersuchung müßte von Allen akzeptiert werden, und dafür besteht kein Anlaß zur Hoffnung - zumal zahlreiche solche Untersuchungen schon stattgefunden haben.

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