Der hörende Mensch: Unterschied zwischen den Versionen

(Hörschwellen)
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=== Hörschwellen ===
 
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''Es gibt keine allgemeingültig definierbaren Hörschwellen.'' Jeder Mensch hat ein ganz individuelles Hörprofil und selbst das ist nicht konstant, sondern von unzähligen Faktoren abhängig. Wir hören morgens anders als abends, bei optimaler Durchblutung und Qualität des Blutes anders als bei Mängeln. Unter Stress oder bei geistiger Manipulation, durch z.B. eine Testsituation, hören wir anders als im völlig entspannten Zustand. Und diese Aufzählung ließe sich unendlich fortsetzen. Nur ist das für das richtige Wandeln eines Lautsprechers völlig bedeutungslos! Es spielt für einen Wandler, ob für einen DA-Wandler oder für einen elektroakustischen Wandler, keine Rolle, wie der subjektive Hörvorgang eines der vielen Milliarden Menschen abläuft. Die Wandler sind wie alle technischen Apparate auf die Erledigung spezifischer Aufgaben ausgelegt, sie erfüllen eine per Definition auferlegte Rolle. Ein DA-Wandler soll aus Nullen und Einsen eine ursprüngliche analoge Signalstruktur rekonstruieren. Ein elektroakustischer Wandler soll eine ihm zugeführte elektrische Signalstruktur in eine equivalente Schallstruktur wandeln. Nur so bekommt unser Hörorgan eine möglichst wirklichkeitsnahe Schallstruktur geliefert. Was dann jeder einzelne daraus in seinem Gehirn macht, dass bleibt jedem selbst überlassen.  
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Der Begriff Hörschwelle suggeriert eine bestimmte Größe der Wahrnehmungsintensität, die, sofern sie unterschritten wird, mit dem Verlust der Erkennung des Wahrgenommenen verbunden ist. Dabei entsteht die Interpretation bzw. der Eindruck von: ''hört man'' oder ''hört man nicht''. Das Hörvermögen von Menschen ist aber in extrem hohem Maße individuell! ''Es gibt keine allgemeingültig definierbaren Hörschwellen.'' Jeder Mensch hat ein ganz individuelles Hörprofil und selbst das ist nicht konstant, sondern von unzähligen Faktoren abhängig. Die Definition von Hörschwellen erfolgt im statistischen Sinne unter vorher definierten Modellbedingungen. Dabei sind u.a. zu beachten:
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* die Art / Wahl des Stimulus
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* Handelt es sich um ein Einschwingen oder einen quasistatischen Zustand?
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* die Reinheit des Stimulus
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* die Reproduktionsqualität des Schallgebers
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* die Position der Probanden zum Schallgeber
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* die raumakustischen Rahmenbedingungen
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* bei Kopfhörern: die Position, der Sitz des Kopfhörers
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* die mentalen / psychischen Rahmenbedingungen des Modellversuchs
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* der Zeitpunkt des Modellversuchs (Tageszeit, Jahreszeit)
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* die körperlichen Rahmenbedingungen der Probanden
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* die Kommunikationfähigkeit und -geschwindigkeit der Probanden
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* die individuelle Bandbreite der Ergebnisstreuungen
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usw.  
  
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Anders formuliert: Wir hören morgens anders als abends, bei optimaler Durchblutung und Qualität des Blutes anders als bei Mängeln. Unter Stress oder bei geistiger Manipulation, durch z.B. eine Testsituation, hören wir anders als im völlig entspannten Zustand. Im Einschwingen ergeben sich aufgrund der damit verbundenen ca. 30-fach (!) höheren Nervenfeuerungsrate, also verbunden mit einer maximal erhöhten Sinneswahrnehmung, ganz andere Ergebnisse. Und diese Aufzählung ließe sich unendlich fortsetzen. Hörerfahrungen mit kurzzeitigen Stimuli und die Höreindrücke diverser Seminar- und Workshopteilnehmer bestätigen die eindeutige Hörbarkeit von Klangcharakteristiken besonders bei kurzzeitigen Stimuli. Die Hörempfindlichkeit bei eingeschwungenen Signalen ist dagegen erheblich niedriger! Dass verschiedene Stimuli denselben Höreindruck erzeugen, ist aufgrund der dynamischen Reaktion und Anpassung des Gehörs, insbesondere auf dynamische Vorgänge, unzutreffend. Selbst bei eingeschwungenen Zuständen kann höchstens von einer Ähnlichkeit gesprochen werden. Dass mit funktionsfähigem Abhörequipment Polaritätsunterschiede hörbar sind, kann man damit bestätigen bestätigen.<br />
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Nur ist das für das richtige Wandeln eines Lautsprechers völlig bedeutungslos! Es spielt für einen Wandler, ob für einen DA-Wandler oder für einen elektroakustischen Wandler, keine Rolle, wie der subjektive Hörvorgang eines der vielen Milliarden Menschen abläuft. Die Wandler sind wie alle technischen Apparate auf die Erledigung spezifischer Aufgaben ausgelegt, sie erfüllen eine per Definition auferlegte Rolle. Ein DA-Wandler soll aus Nullen und Einsen eine ursprüngliche analoge Signalstruktur rekonstruieren. Ein elektroakustischer Wandler soll eine ihm zugeführte elektrische Signalstruktur in eine equivalente Schallstruktur wandeln. Nur so bekommt unser Hörorgan eine möglichst wirklichkeitsnahe Schallstruktur geliefert. Was dann jeder einzelne daraus in seinem Gehirn macht, dass bleibt jedem selbst überlassen.
  
  
 
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Version vom 8. März 2016, 02:49 Uhr

Grundlagen der Wahrnehmung

Beim hörenden Menschen treffen immer zwei wesentliche Aspekte aufeinander:

  • die Hörphysiologie
  • die Hörpsychologie

Die Hörphysiologie umfasst die Frequenzbandbreite und den Dynamikumfang des Gehörs sowie die Leitung der Nervenimpulse an das Gehirn.
Die Hörpsychologie umfasst die determinierten Hörerfahrungen und deren Beziehung zu Lebenssituationen.

Die gesamte auditive Wahrnehmung wird wesentlich bestimmt durch die genetische, die naturale und die soziale Determination des Individuums. Der Mensch nimmt natürliche Schallereignisse, wie z.B. Musik, stets auf Basis seiner individuellen Determination war, in Natura ebenso wie bei der Reproduktion. Im Ergebnis entsteht immer auch ein Hör-Gefühl. Was uns beim Hören von reproduzierter Musik fehlt, ist die Referenz dafür, welche Information sich auf den Aufnahmen tatsächlich befindet. So unterliegt unsere Hörwahrnehmung immer auch einer Hörerwartung.

Wenn wir ein original Schallereignis, z.B. den Einschwingvorgang einer Gitarrenseite hören, dann hören wir eine bestimmte Signalstruktur. Wir hören diese Signalstruktur mit allen physiologischen und psychologischen Eigenarten unseres Hörsinns. Daraus ergibt sich unser Höreindruck des Originals. Wenn wir eine Reproduktion genau so wahrnehmen wollen wie das Original, dann muss (!) die reproduzierte Schallstruktur identisch sein mit der original Schallstruktur, damit wir mit allen physiologischen und psychologischen Eigenarten unseres Hörsinns dasselbe Hörergebnis haben. Die Reproduktion darf keine Annahmen hörphysiologischer oder hörpsychologischer Eigenarten in sich tragen, denn zweimal Hörphysiologie / -psychologie-Einfuss hintereinander ist absurd und unlogisch und kann niemals zum originalgleichen Höreindruck führen.

Unsere Wahrnehmung ist letztendlich ein Modell. Es gibt Grenzen, Ausschlüsse, Erfahrungen und Annahmen und den überlebenswichtigen Aspekt der Fehlerkompensation. Je stärker ein Schallereignis, z.B. die Stimme eines uns bekannten Menschen, durch Fremdgeräusche überlagert wird, desto intensiver greifen wir auf der Basis der erkannten "Schallbruchstücke" auf unser Gedächtnis zurück. Wir fügen also den Klangcharakter des von uns Erinnerten mit wirklich Gehörtem zusammen. Eine subjektive innere Rekonstruktion. Auf Grund der Unbewusstheit des Vorgangs glauben wir, die Stimme des Menschen oder das splitternde Glas besser zu hören, als dies in Wirklichkeit der Fall ist. Da es eine, zumindest innerhalb eines Kulturkreises, recht große kollektive Schnittmenge an Erfahrungen gibt, führen auch die subjektiven Fehlerkompensationen zu ähnlichen Ergebnissen bzw. Beurteilungen. So kann eine Gruppe von Probanden zu ähnlichen Beurteilungen gelangen. Das Spannende daran ist, dass, je größer die Verfremdung ist, desto mehr greifen alle Beteiligten auf ihre jeweils subjektiven Erinnerungen zurück (kollektive Schnittmenge).
Was uns tatsächlich fehlt, sind die Informationen der Wirklichkeit, der wirkliche Klang der Stimme, die wirkliche Charakteristik des splitternden Glases. Auf das Thema der richtigen Wandlung bezogen, steht uns als Original die Aufnahme des Originals zur Verfügung. Dass Aufnahmen (Produktionen) sehr gut oder sehr schlecht sein können, wissen wir aus eigener Erfahrung. Auch hier gilt: Je mehr komprimiert, gefiltert, limitiert etc. wurde, desto intensiver kompensieren wir selbst auf der Basis der Erinnerungen. Kammfiltereffekte und Ortbarkeitsabsurditäten durch nichtmittige Platzierung bei stereophoner Wiedergabe mit gleichen Rechts-Links-Anteilen und ein sich überlagerndes, zeitversetztes, strukturverändertes Reflexionsgemisch erschweren die Wahrnehmung. Was uns wieder halbwegs rettet, sind die "Schallbruchstücke", die Restinformationen des Originals. Am besten verwertbar sind jene von Reflexionen, zumindest von gleichartigen Reflexionen unbeeinträchtigter Direktschallanteile.
Bei der Lautsprechermessung mit Transientensignalen - Impuls, Sinushalbwelle und auch mit dem Sprung - sehen wir, wie kurz das Zeitfenster solcher Direktschallanteile ist (abhängig vom Abstand reflektierender Objekte / Flächen). Die Originalsignalform sehen wir dabei nur innerhalb der ersten Millisekunden von Reflexionen unbeeinflusst. Das ist der Zeitraum der Definition der Transienten. Wenn wir etwas über die Wirklichkeit oder von deren Aufnahme wissen wollen, sind innerhalb eines "Schallfeldchaos" die Transienten unser Rettungsanker.

Spirit 4.jpg
Myro Spirit IV

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Myro Time 1

Hörtypen

Die Menschen lassen sich gemäß ihrer Vorlieben in drei Hörtypen einteilen. Wichtig bei der Differenzierung der Typen ist, dass jeder körperlich und geistig gesunde Mensch die Wahrnehmungsmuster aller drei Typen in sich trägt. Das, was eine Zuordnung zu einem Hörtyp begründet, ist seine Präferenz bei der Wahrnehmung. Wichtig zu bedenken ist auch, dass es bei jedem Menschen eine Schwankungsbandbreite gibt. Diese ist von vielen Faktoren wie zum Beispiel Hunger, Stress, Atmung, Wohlbefinden usw. abhängig. Daher bevorzugen wir in den unterschiedlichsten Zustands. / Stimmungslagen die für uns jeweils passende Musik.

Der "Druck-Hörtyp" oder "tonale Hörtyp"

Die Schwerpunkte sind:

  • der Schalldruck
  • die Tonhöhe
  • die langsame Wahrnehmung
  • der eingeschwungene Ton
  • tiefe bis mittlere Töne

Die sensorische Wahrnehmung von Druck ist eine der einfachsten Wahrnehmungsformen, die schon bei einfachen Lebensformen möglich ist. Die Frequenz von Druckschwankungen zu erkennen, die Tonhöhe im Gehirn zu erkennen und zu erinnern ist eine Erweiterung dieser Wahrnehmungsfähigkeit. Dynamik wird insbesondere als Differenz zwischen dem Mittelwert lauter Passagen und dem Mittelwert leiser Passagen empfunden. Druck-Hörer verspüren erst dann Wohlbefinden, wenn die Bass-Schallwellen den inneren Bauchraum stimulieren. Sie fühlen sich von zu viel Information und zu schnellen Vorgängen überfordert. Das geht häufig einher mit einer eingeschränkten Wahrnehmung von Räumlichkeit.
Akustische Informationen lösen bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung keine dreidimensionale bildhafte Vorstellung im Gehirn aus. Entsprechende Eigenschaften von Musik-Übertragungsketten werden somit nicht oder kaum wahrgenommen. Diese Personengruppe nimmt entsprechende Qualitäten oder Mängel eher als Klarheit oder Verschleierung war. Der Zugang zu Phänomenen der Dreidimensionalität bleibt hingegen verwehrt. Die akustische Ortung beschränkt sich auf die Lokalisation der Herkunft des Schalls, also darauf, ob es von links oder rechts oder aus der Mitte oder von unten oder oben kommt. Dies gilt für die tatsächliche Herkunft, z.B. aus einem Lautsprecher oder einer Reflexion von einer Wand. Dipol-Lautsprecher oder Lautsprecher mit rückseitigen Chassis (meist Hochtönern) sind hier ein Hilfsmittel zur Wahrnehmung von Raum-Tiefe, da die Lokalisation der rückwärtigen Reflexionen Ersatz für das fehlende dreidimensionale Bild im Gehirn sind.

Der "Rhythmus-Hörtyp" oder "analytische Hörtyp"

Die Schwerpunkte sind:

  • schnelle rhythmische Strukturen
  • Impuls-Dynamik
  • Energie
  • Analytik
  • mittlere bis mittelhohe Töne

Eine komplexere und schnellere Wahrnehmung ist erforderlich, wenn es um Impulsdynamik und komplexe Schwingungsmuster geht. Dem Gehirn werden hierbei schnelle analytische Fähigkeiten abverlangt.

Der "Struktur-Hörtyp" oder "sinnliche Hörtyp"

Die Schwerpunkte sind:

  • Mikro-Strukturen
  • Fein-Dynamik
  • Raumempfindung
  • Frequenzbandbreite
  • hohe und tiefste Töne

Dieser Hörtyp besitzt die ausgeprägten Eigenschaften der Visualisierung und Raum-Empfindung. Die Wahrnehmungsfähigkeit extrem schneller Vorgänge und hochkomplexer Strukturen gehört ebenso zu seinen Merkmalen.

Rebell3.jpg

Myro Rebell 3

Phasenempfindlichkeit des Gehörs

Bei der Diskussion über die Hörbarkeit von messtechnischen Differenzierungen, wie zum Beispiel der Phase oder der Sprungantwort, müssen wir uns zunächst die Frage stellen, ob es sich überhaupt um einen an sich hörbaren Aspekt handelt. Das gilt ebenso für die Verknüpfung von z.B. Phase und Amplitude. Die Frage, ob wir die Phase hören können, ist damit leicht zu beantworten. Ein Frequenzgang an sich ist kein hörbares Ereignis. Ein Phasenverlauf an sich ist auch kein hörbares Ereignis. Die Phase ist nur ein Konstrukt eines Messmodells. Wir hören Druckschwankungen innerhalb des Mediums Luft. Die Phase beinhaltet aber keine Schallamplitudenwerte! Man muss sich stets mit Schallstrukturen beschäftigen. Allen anderen Messmodellen fehlen für das Hören wesentliche Parameter.

Wir hören Druck-Zeit-Verläufe. Wir hören eine Schalldruckstruktur. Wenn wir darüber diskutieren, ob wir Phasenverschiebungen hören, dann müssen wir uns Gedanken machen, wie die aus einer Phasenverschiebung resultierende Schalldruckstruktur aussieht bzw. welche Auswirkung eine Phasenverschiebung auf die Schalldruckstruktur hat. Phasenverschiebungen von Dauertönen sind unhörbar, weil es keine Bezüge zu anderen Schallereignissen gibt. Phasenverschiebungen bestimmter Schallanteile innerhalb einer komplexen Schallstruktur sind dagegen sehr gut hörbar. Die Hörbarkeit möglichst linearer Amplitudenfrequenzgänge ist für sich betrachtet nicht diskutierbar, da wir Schallamplitudenwerte an sich nicht hören. Ein Schalldruckwert ist eine Konstante. Wir hören dagegen Schallamplitudenwertänderungen innerhalb einer Schallstruktur.
Die Phasenempfindlichkeit, so auch die Erkennung von Fehlern im Phasengang, unterscheidet sich je nach Frequenzbereich. Im empfindlichen Hörbereich nehmen wir auch die Phasenverschiebungen empfindlicher war. Bei tiefen Frequenzen tritt aufgrund der Wellenlängen das Phänomen auf, dass Phasenverschiebungen bei Übertragung eines Klanges (Frequenzgemisch) die Grund- und Obertöne zeitlich extrem auseinander ziehen, denn 45° Phasenverschiebung bei tiefen Tönen entspricht einer viel längeren Zeit als bei hohen Tönen mit deren kurzen Wellenlängen.

Der Hörsinn reagiert:

  • sehr empfindlich auf Phasenverschiebungen im Einschwingen (vor allem bei natürlichen Schallereignissen)
  • empfindlich auf Phasenverschiebungen innerhalb von Klängen
  • unempfindlich auf Phasenverschiebungen isolierter eingeschwungener Töne

Wenn wir uns über die Hörbarkeit von Messergebnissen unterhalten, dann können wir uns folglich nur über komplexe Schallereignisse unterhalten. Alle anderen Aussagen sind lediglich abstrakte subjektive Vorstellungen darüber, wie sich der ein oder andere Messwert auf das Hören auswirken könnte. Reine Spekulation! Niemand wird von sich behaupten, im Kopf aus dem Frequenzgang und der Gruppenlaufzeit auf die Schallstruktur schließen zu können. Sprungantworten sind komplexe Schallereignisse. Unterschiede in den Sprungantworten hören wir genauso wie wir das Knacken von Zweigen oder das Händeklatschen unterscheiden können. Das sind alles sehr kurze Schalldruckstrukturen die wir klar unterscheiden können. Wir hören sogar die unterschiedlichen Klangcharaktere. Das ist für jeden aus der natürlichen Hörerfahrung heraus klar zu bestätigen. Und was für Sprungantworten gilt, gilt auch für alle als Testsignal verwendeten Schallstrukturen, wie z.B. eine Sinusperiode oder ein Sinusburst etc.. Sie alle sind direkt hörbar.

Hörschwellen

Der Begriff Hörschwelle suggeriert eine bestimmte Größe der Wahrnehmungsintensität, die, sofern sie unterschritten wird, mit dem Verlust der Erkennung des Wahrgenommenen verbunden ist. Dabei entsteht die Interpretation bzw. der Eindruck von: hört man oder hört man nicht. Das Hörvermögen von Menschen ist aber in extrem hohem Maße individuell! Es gibt keine allgemeingültig definierbaren Hörschwellen. Jeder Mensch hat ein ganz individuelles Hörprofil und selbst das ist nicht konstant, sondern von unzähligen Faktoren abhängig. Die Definition von Hörschwellen erfolgt im statistischen Sinne unter vorher definierten Modellbedingungen. Dabei sind u.a. zu beachten:

  • die Art / Wahl des Stimulus
  • Handelt es sich um ein Einschwingen oder einen quasistatischen Zustand?
  • die Reinheit des Stimulus
  • die Reproduktionsqualität des Schallgebers
  • die Position der Probanden zum Schallgeber
  • die raumakustischen Rahmenbedingungen
  • bei Kopfhörern: die Position, der Sitz des Kopfhörers
  • die mentalen / psychischen Rahmenbedingungen des Modellversuchs
  • der Zeitpunkt des Modellversuchs (Tageszeit, Jahreszeit)
  • die körperlichen Rahmenbedingungen der Probanden
  • die Kommunikationfähigkeit und -geschwindigkeit der Probanden
  • die individuelle Bandbreite der Ergebnisstreuungen

usw.

Anders formuliert: Wir hören morgens anders als abends, bei optimaler Durchblutung und Qualität des Blutes anders als bei Mängeln. Unter Stress oder bei geistiger Manipulation, durch z.B. eine Testsituation, hören wir anders als im völlig entspannten Zustand. Im Einschwingen ergeben sich aufgrund der damit verbundenen ca. 30-fach (!) höheren Nervenfeuerungsrate, also verbunden mit einer maximal erhöhten Sinneswahrnehmung, ganz andere Ergebnisse. Und diese Aufzählung ließe sich unendlich fortsetzen. Hörerfahrungen mit kurzzeitigen Stimuli und die Höreindrücke diverser Seminar- und Workshopteilnehmer bestätigen die eindeutige Hörbarkeit von Klangcharakteristiken besonders bei kurzzeitigen Stimuli. Die Hörempfindlichkeit bei eingeschwungenen Signalen ist dagegen erheblich niedriger! Dass verschiedene Stimuli denselben Höreindruck erzeugen, ist aufgrund der dynamischen Reaktion und Anpassung des Gehörs, insbesondere auf dynamische Vorgänge, unzutreffend. Selbst bei eingeschwungenen Zuständen kann höchstens von einer Ähnlichkeit gesprochen werden. Dass mit funktionsfähigem Abhörequipment Polaritätsunterschiede hörbar sind, kann man damit bestätigen bestätigen.

Nur ist das für das richtige Wandeln eines Lautsprechers völlig bedeutungslos! Es spielt für einen Wandler, ob für einen DA-Wandler oder für einen elektroakustischen Wandler, keine Rolle, wie der subjektive Hörvorgang eines der vielen Milliarden Menschen abläuft. Die Wandler sind wie alle technischen Apparate auf die Erledigung spezifischer Aufgaben ausgelegt, sie erfüllen eine per Definition auferlegte Rolle. Ein DA-Wandler soll aus Nullen und Einsen eine ursprüngliche analoge Signalstruktur rekonstruieren. Ein elektroakustischer Wandler soll eine ihm zugeführte elektrische Signalstruktur in eine equivalente Schallstruktur wandeln. Nur so bekommt unser Hörorgan eine möglichst wirklichkeitsnahe Schallstruktur geliefert. Was dann jeder einzelne daraus in seinem Gehirn macht, dass bleibt jedem selbst überlassen.


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